….Aber sind die Bilder, die Wolfgang G. Bühler schafft, wirklich Berglandschaften im profanen Sinn? Es gibt gewisse Irritationen. Da sind die dunklen Linien, die diese Berge nicht nur bei „alta via“ (2021) oder „senza modo II“ (2022) regelmäßig dicht an dicht durchziehen. Das könnte die Wiedergabe der schattigen Furchen im Felsmassiv sein. Aber die Strukturen erinnern doch stark an die Linien, mit denen die chinesischen Landschaftsmaler in der Technik der Kalligraphie mit Pinsel und schwarzer Tusche ihre Bilder gezeichnet haben. Die traditionelle chinesische Malerei verfolgte nicht die Absicht, die Landschaft realistisch wiederzugegeben. Denn der Malerei wurde eine philosophisch-pädagogische Aufgabe zugesprochen. Zentrales Thema war die Kombination aus Bergen und Wasser. Und während die Göttersitze, die hohen Berge, das Yang waren, war das fließende Wasser das Ying.
Auch wenn die Bühler`schen Berge formal Parallelen zur chinesischen Kalligraphie aufweisen, und auch wenn man die fast allgegenwärtigen Nebenschwaden als Analogien zum Wasser in traditioneller chinesischer Landschaftsmalerei interpretieren könnte, gibt es keine Indizien, die dafürsprechen, dass Wolfgang Bühler die Gebirgslandschaften als eine Art westöstlicher Dialog oder als Hommage verstanden wissen will. …
Hans-Peter Miksch 2023 , Fürth